DTM: Auer sagt Sieg an, Titelkampf spitzt sich zu

Lucas Auer
Lucas Auer war die Genugtuung deutlich anzusehen. Endlich konnte der Neffe von DTM-Chef Gerhard Berger mal wieder ein Highlight setzen. Einen Farbtupfer in einer für ihn sonst eher grauen und tristen DTM-Saison: Auer fuhr am Sonntag in Assen im zwölften Rennen von der Pole Position weg souverän zu seinem ersten Saisonsieg.
Der Österreicher hat in der DTM also endlich wieder einmal einen Grund zu lachen. Auch deshalb, weil er vor einer Woche erst erklärt hatte, er sei unzufrieden mit seiner Saison und er wolle endlich wieder Rennen gewinnen.
Gesagt, getan, könnte man meinen, ein Sieg mit Ansage also. «Vielleicht muss ich öfter darüber reden, dass ich Rennen gewinnen will», lachte er: «Aber es war einfach ein großartiger Tag. Start, Strategie, Boxenstopp: Es war einfach perfekt», so Auer.
Auer ist ein alter DTM-Hase, aber in gewisser Weise auch ein Rookie. Er fuhr von 2015 bis 2018 für Mercedes in der DTM, 2020 dann für BMW. GT3-Autos, wie sie 2021 erstmals in der DTM zum Einsatz kommen, waren für ihn hingegen Neuland.
Das ließ Berger vor der Saison aber nicht gelten, er hatte den Druck auf seinen Neffen erhöht, als er klarstellte, Auer müsse 2021 um den Titel fahren. Doch Auer konnte vor seinem Sieg mit Ausnahme des ersten Rennens in Monza zwar immer punkten, fuhr für seine Verhältnisse aber zu sehr unter dem Radar. Bis Assen stand er nur einmal auf dem Podium. Nicht genug für den großen Wurf.
Genau erklären kann er sein Comeback ganz oben auf dem Treppchen nicht. «Wenn ich vorher gewusst hätte, was ich anders machen muss, hätte ich das getan», sagte er. Auch das Winward-Team spielt eine Rolle. «Es zeigt, wie gut das Team ist, wie gut wir zusammenarbeiten. Ich konnte mit meiner Erfahrung teilweise helfen, aber ich konnte mehr von ihnen lernen wegen der GT3-Autos.»
Für eine Aufholjagd ist es aber zu spät, Auer steht nach dem sechsten DTM-Sieg seiner Karriere auf Gesamtplatz sieben, der 26-Jährige hat 96 Punkte auf dem Konto. Zu wenig für den Titelkampf.
Den machen weiterhin vier Fahrer unter sich aus, mit Vorteilen für Liam Lawson. Denn der AF-Corse-Pilot baute seinen Vorsprung als Gesamtführender durch Platz zwei hinter Auer aus, der Neuseeländer hat vier Rennen vor Schluss 175 Punkte auf dem Konto. Die Titel-Konkurrenz ist ihm aber auf den Fersen.
Marco Wittmann fuhr als Dritter ebenfalls auf das Podium, der Walkenhorst-Fahrer ist mit 165 Zählern Lawsons erster Verfolger. Gesamtdritter ist Kelvin van der Linde (Abt-Audi), er wurde hinter Wittmann Vierter und hat jetzt 160 Punkte. Etwas abreißen lassen muss im Titel-Vierkampf Maximilian Götz. Der HRT-Pilot wurde lediglich Sechster, er steht bei 155 Punkten.
Vier Fahrer, noch vier Rennen – was sagen die Protagonisten zum Showdown in Hockenheim (1.-3. Oktober) und am Norisring (8.-10. Oktober)? «In Hockenheim haben wir alle getestet, da sollten wir alle eine gute Basis haben. Am Norisring war ich noch nie, ich kenne den Kurs nur im Simulator. Er sieht geil aus», sagte Lawson.
Wittmann setzt weiter auf die Karte Konstanz, er ist der einzige Fahrer im Feld, der immer punkten konnte. «Jetzt kommt es darauf an, wer das Beste aus den letzten vier Rennen macht. Hockenheim wird es eng zwischen allen Fahrern und Marken. Beim Norisring gibt es ein Fragezeichen, weil dort noch nie ein GT3-Rennen stattfand. Es wird wieder auf Konstanz ankommen, so gehe ich die letzten Rennen an. Alles ist möglich», sagte Wittmann.
So sieht es auch van der Linde, der einen heißen Endspurt ankündigte: «Am Norisring werden die Teile fliegen». Und Götz? Der gab zu: «Wir haben Federn lassen müssen, es war nicht mehr drin, das muss man akzeptieren. Ich mache mir aber keinen Stress, denn es ist immer noch alles drin.»