Historie: 10 verrückte Sponsoren in der Formel 1
Die Formel 1 war schon immer ein Jahrmarkt der Eitelkeit, Gesehenwerden ist wichtiger als Sehen. Das Wort unmöglich existiert im Grand-Prix-Zirkus nicht, das Motto lautet eher – erwartet das Unerwartete. Das gilt auch für eine Reihe merkwürdiger Sponsoren, die wir im Laufe der Jahre erlebt haben. Hier zehn skurrile Geldgeber, eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Durex (Surtees 1976)
Wie üblich war dieses Rennen ein willkommener Gradmesser für die folgende Saison: Das nicht zur Formel-1-WM zählende «Race of Champions» zog 1976 immerhin 16 Nennungen an, alle Spitzenteams waren vertreten. Die ehrwürdige BBC hatte versprochen, den Grand-Prix-Probegalopp live zu übertragen, doch wenige Stunden vor dem Rennen packte die TV-Mannschaft ihre Kameras zusammen. Was war passiert?
Der Grund waren fünf Buchstaben auf den jungfräulich weissen Rennern von John Surtees: Durex – das bekannteste Kondom im Land!
Die BBC-Verantwortlichen waren nicht Willens, Bilder in die gute Stuben zu senden, auf welchen für den kleinen Gummi geworben wird.
Durex-Marketingchef Bob Hall konnte das nicht verstehen: «Was ist unmoralisch daran, sich um seine Familienplanung zu kümmern? Was hat die BBC dagegen einzuwenden?» Fragen, auf die Hall keine Antworten erhielt.
Alan Jones führte prompt während der ersten Hälfte des Rennens, am Schluss musste er sich nur dem späteren Weltmeister James Hunt beugen. John Surtees war die Prüderie der BBC einerlei, Durex blieb auf den Rennwagen.
Earth Car (Honda 2007)
Honda zeigte 2007 eine der kuriosesten Lackierungen der GP-Geschichte und nannte das Ergebnis «Earth Car». Auf dem Wagen abgebildet war ein Satellitenfoto der Erde. Honda wollte damit auf Umwelt- und Klimaschutz aufmerksam machen. Mit dem wilden Design wurde gleichzeitig davon abgelenkt, dass Honda kaum Geldgeber hatte. Das Earth Car war unter den Fans eine Lachnummer und auf den Rennstrecken so gut wie unbrauchbar – Jenson Button konnte in der ganzen Saison nur acht Punkte holen, Rubens Barrichello ging sogar komplett leer aus!
ABBA (ATS 1981)
Slim (eigentlich Karl Edward Tommy) Borgudd verdiente sein Geld als Studiomusiker für die Popband ABBA. Die vier berühmten Schweden sollen ihm 1981 die Tür zur Formel 1 aufgestossen haben. Immerhin prangte an den Seitenkästen des ATS-Rennwagens gross ABBA (das gespiegelte, zweite B bekomme ich auf meiner Tastatur nicht hin, ich bitte alle Fans um Nachwicht). Doch der frühere ATS-Teamchef Günter Schmid (2005 verstorben) hat einmal in einem Interview gesagt, Geld sei da nie geflossen, vielmehr sollte ABBA auf dem Rennwagen stehen, um Sponsoren anzuziehen. Hat nicht so richtig geklappt.
Borgudd arbeitete sich über die schwedische Tourenwagenszene in die Formel 3 vor und wurde 1979 schwedischer Landesmeister. Das Formel-1-Debüt 1981 bei Felgenkönig Günter Schmid kam dennoch ein wenig überraschend. Mit Rang 6 in England holte Borgudd immerhin einen Punkt. Für 1982 wechselte der Schwede zu Tyrrell, doch nach den Rängen 16, 7 und 10 in Südafrika, Brasilien und Long Beach war das Geld alle und der Engländer Brian Henton übernahm. So wie Borgudd wurde auch ABBA nicht mehr in der Formel 1 gesichtet.
La Varesina Sofam (Merzario 1979)
Der kleine Arturo Merzario war immer knapp bei Kasse, also konnte er in Sachen Geldgeber nicht wählerisch sein. Doch als er 1979 am unteren Ende der Heckflügelplatte ein weisses Kreuz in einem Kreis auf schwarzem Grund spazierenfuhr, wollte Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone dann doch wissen, um welches Produkt es sich handelt. Der Engländer staunte nicht schlecht, als ihm Merzario eröffnete, bei «La Varesina SOFAM – Onoranze Funebri» handle es sich um ein Bestattungsunternehmen. Ecclestone fand das doch ein wenig makabar, und so verschwand der Schriftzug diskret. Die Firma gibt es übrigens heute noch.
Penthouse (Hesketh 1976 und 1977)
Für Lord Alexander Hesketh war die Formel 1 zunächst eine einzige Party, aber bald merkte der Engländer, dass der GP-Sport irre Summen an Geld verschlang. Sponsoren mussten gefunden werden. 1976 tauchte Hesketh mit Werbung für das Männermagazin Penthouse auf, in Kombination mit dem Zigarettenpapier Rizla+. Kaum auszudenken, welcher Entrüstungssturm heute entstehen würde, hätte ein Rennstall solche Werbung auf dem Wagen.
Samson (Shadow 1979)
Der Niederländer Jan Lammers war der Grund für eine der atemraubendsten Lackierungen in der Formel 1. Tabakhersteller Samson platzierte auf den 1979er Shadow-Rennwagen von Lammers einen Löwenkopf. Jan hatte schon als Teenager Fahrtrainings gegeben, und einer seiner Kunden war der damalige Chef des Tabakunternehmens Niemeyer (heute ein Teil von British American Tobacco, BAT). Als Lammers in die Formel 1 kam, hielt der Chef Wort und stieg als Sponsor ein.
SEGA (Williams 1993)
SEGA (steht für «Service Games») ist ein japanischer Hersteller von Videospielen und Spielautomaten. 1993 wurde ein Abkommen mit dem Williams-Rennstall unterzeichnet – und so stand auf einmal «Sonic the hedgehog» (Sonic, der Igel) neben den etwas perplexen Rennfahrern Alain Prost und Damon Hill. Sonic sollte eigentlich im Auto sitzen, daher wurden an die Seite der Renner seine kleinen Beinchen gezeichnet.
Star Wars (Red Bull Racing 2004)
Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis die Universen der Formel 1 und von Star Wars aufeinandertreffen würden. Denn «Mr. Star Wars» George Lucas ist ein Riesen-Rennfan, und die Tatsache, dass wir beispielsweise in «The Phantom Menace» ein recht langes Pod-Rennen geniessen dürfen, das sehr an ein Wagenrennen erinnert, ist kein Zufall. Für 2005 machte Red Bull Racing auf den neuen Star-Wars-Streifen «Revenge of the Sith» aufmerksam, und es hatte schon was für sich, als beim Boxenstopp wie Sturmtruppen gekleidete Mechaniker um den Wagen huschten. Darth Vader hielt die Signaltafel.
Steinmetz (Jaguar 2004)
Das passte zum glamourösen Monaco-GP: Die Diamanten-Spezialisten von Steinmetz setzten 2004 auf die Fahrzeugnase des Jaguar R5 einen echten Diamanten – die ganze Aktion im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Hollywood und Werbung für den Kino-Streifen «Ocean’s Twelve». Der Österreicher Christian Klien setzte den Wagen in der ersten Runde in die Leitschienen, in der engen Loews-Kehre. Der angeblich 250.000 Dollar teure Stein löste sich in Luft auf.
XENA (Tyrrell 1997)
1997 ging in England «Channel 5» auf Sendung. Um Zuschauer anzulocken, brachte der Sender die US-amerikanische Serie «Xena: Warrior Princess». Die auch im deutschsprachigen Raum bekannte Kriegerprinzessin besitzt heute Kult-Status und machte die Schauspielerin Lucy Lawless zum Star. Beim britischen Grand Prix rückten die Tyrrell von Jos Verstappen und Mika Salo mit Xena-Werbung aus, auf der einen Seite die brünette Xena, auf der anderen die blonde Gabrielle.